Der Schrei, drehbar, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm,Berlin 1981


CHARLES M. HROMADKA
Maler, Grafiker, Plastiker, Fotograf, Autor

Karl Mühlwisch, Karl Hromadka, K.Hroma, Karl M. Hromadka, Charly, Charles M. Hromadka

Der letzte Schrei,  150 x 150 cm, Öl auf Leinwand, drehbar, Hromadka, Berlin 1980, Foto: Ch. M. Hromadka

KUNST 

Der falsche Kuss, Hromadka 14.03.2002, Aquarell, Grundlage Digi-Print auf Aquarellpapier

GRAFIK
 

Ohne Titel, Hromadka 1998, 56 x 78 cm, Öl auf Leinwand

MALEREI  - 
DREHBARE BILDER
 

Umwandlung eines Fälscherauftrages in eine Hommage auf Friedrich Schröder Sonnenstern, Hromadka Berlin 1980 - 83, 70 x 100 cm, Buntstift auf Karton

MALEREI - BILDER IN MEINEM GARTEN

Portrait, Hromadka 1990 - 1991, Pyro-Grafik

FOTOGRAFIE

Der Punkt, Beate Vogt & Karl Hromadka 2019, 129 cm, Eiche, Wacholder, Buche, Metall, Acryl, Lack

PLASTIK

PROJEKTE

KINDHEIT  TRIOLOGIE

von Charles M. Hromadka

Kindheit I

Sommerspiel,
grau floss die Donau durch die Stadt.
Der Himmel, ein Dach unter dem der Schmerz geboren wurde.
In Ruinen spielten wir Krieg, als hätte das Böse der verbrannte Wind weitergetragen.
Schreiend jagten wir Hühner und Hasen, die das Trauma der apokalyptischen Reiter überlebt hatten.
Meine Windgeigen sangen mit fließenden Farben auf Ölpfützen ein Lied aus Asche und Blut.
Kindlich marschierten wir in viel zu großen Schuhen auf zerbrochenen Asphaltstraßen.

Als mich der erste Stein traf, wischte der Sommerregen trommelnd das Blut von meiner Stirn.
Allein stand ich zwischen den Fronten, wo Freund und Feind sich weiterschlugen.
Nun spielte ich allein in Bombentrichtern, baute Luftschlösser und ließ Fische in den Himmel fliegen.
Langsam bröckelte der rohe Schmerz von meiner Stirn.
Ich zog mir einen Milchzahn und hüpfte mit dem Wind lachend dem Abendrot entgegen.

 

Kindheit II 

Mit weißem Turban streifte ich durch die Felder.
Gras so hoch, dass ich es mit meinen Zähnen beißen konnte.
Fliegende Sänger Hummeln, Bienen gaben ein Sommerkonzert nur für mich allein..
Unstillbare Farben. 
Auf den Wiesen durchwatend suchte ich nach einer Spur, mischte im Schlamm einer Pfütze
kleine Straßen, besang die Kaulquappen und gab ihnen Namen.
Dann war ich Zwergnase in einer Fabel, in der Tiere Menschen waren, 
rannte den geschlungenen Weg empor, wo der Flieder den Himmel traf.
Mit fliehenden Schritten kam er mir entgegen, den Wind in seinem schwarzen Haar.
Als er mir nahe war, zuckte seine Hand zur Hosentasche, als würde er den Stein suchen der verletzt.
Ich tat es ihm gleich. 
So standen wir regungslos abwartend was der andere macht.
Ich sah in seine dunklen Augen voller Wehmut, langsam hob ich meine kleine weiße Hand
und streckte sie ihm entgegen.
So weit war ich gekommen, nun tat er es mir gleich.
Kein Stein, der verletzt, kein fallender Schmerz
Es war, als hätte ein Sonnenstrahl die Angst genommen.
Gemeinsam wanderten wir nun durch die Irrlichter der Mittagssonne.
Schwarz und Weiß, 
erschreckten Vögel und jagten lachend Libellen, uns war es egal woher der andere kam.
Seine Worte klangen wie ein Schokoladentrommelgewitter.
Ich war so anders als er.
Ihn führte der Krieg zu mir und doch waren wir einander verbunden,
obwohl wir die Sprache des anderen nicht verstanden.

Kindheit III

Die Lederhose stramm gezogen, Schuhe aufpoliert,
den Ranzen auf den Rücken, es passte alles wie geschmiert.
Mit Alltagssorgen in den Augen knüpfte Mutter mir die Trachtenjacke zu.
Der Sommer hatte schon sein Antlitz verborgen.
Gestriegelt rannte ich in den Herbstfarbenreigen.
Von Windwolkenfetzen getragen kam ich dem Klang der Kirchenglocke näher.
Am Platz vor der Schule Schokoladentrichtertüten mit Kindern und Müttern.
Ich kam mir so verlassen vor.
Brot in Zeitungspapier gewickelt, mein Stammbaum erschreckte mich, denn Armut ist seine Geschichte.
Das Klingeln für den Schulbeginn riss mich aus der Angst.
Erwartungsvoll wurden vom Lehrer die Plätze verteilt.
Zwei dunkle Augen sahen mich traurig an.
Schwarz und Weiß ohne  Schokoladentrichtertüten nebeneinander auf der letzten Bank.

Kindheit Trilogie, Lyrikedition zum Thema Kindheit, Hrsg. Klaus F. Schmitt Macon, Brentano-Gesellschaft 2001

 

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