Der Schrei, drehbar, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm,Berlin 1981

Bild auf der Berliner Mauer, Hromadka Berlin-Kreuzberg 1990, Fotografie

FOTOGRAFIE

Eine Spiegelreflexkamera begleite Hromadka auf all seinen kleinen und großen Reisen. Die Dokumentation, aber auch die visuellen Eindrücke und Erfahrungen festzuhalten waren stets auch Material für sein malerisches Werk. 

Die Mauer – Ein zentrales Thema in der photographischen Dokumentation.
"Elegant posierend in einer geometrischen Linie, in fließender, strenger Bewegung, eine Gefangene ihrer eigenen Grundsätze, die so wichtig sind, so wie die Berliner, indem sie sich selbst an kein System der Identität oder der Geometrie verhalten mag. Es ist eine Art Narzissmus, in welchem etwas projiziert und etwas enthüllt wird", so Hromadka 2014.

Mauerspechte, eine Zusammenfassung des Kapitels Mauerspechte aus seiner Erzählung 
Berlin-Blues oder Berlin Pur von 1997 
Hromadka arbeitete in seinem Atelier in Kreuzberg. Am Abend schaltete er das Radio ein. Der Radiosprecher erklärte, heute am 9.11.89 wurde die Grenze nach West-Berlin geöffnet. Er dachte, es sei ein Scherz, die Nachricht war ihm suspekt. Also zog er seinen Mantel an und ging in seine Stammkneipe. Auch dort war die Information schon angekommen. Zusammen mit einigen Freunden fuhr er zur Chausseestraße. Vor dem Grenzübergang befanden sich Massen von Menschen. Es herrschte eine volksfestartige Stimmung. Ohne Pass passierten sie den Grenzübergang und verbrachten die Nacht in Ostberlin. Am Tag darauf traf sich Hromadka abends mit Freunden in seiner Galerie A3 in Kreuzberg 61. Die Situation wurde heftig diskutiert vor allem die Frage, was machen wir mit der Mauer, Europas größtem Schandmal oder dem größten Kunstwerk Europas, so Hromadka. Hromadka beschäftigte sich seitdem er in Berlin lebte, also seit 1972, mit der Mauer und vor allem mit dem, was die Menschen auf die Mauer malten und schrieben. Das dokumentierte er mit der Kamera. Aus dem Wortgeplänkel zwischen seiner Freundin Beate, die zu dieser Zeit eine Ausbildung zum Steinmetzen machte und Hans, einem befreundeten Tontechniker, der aus dem Osten Schnaps durch die Mauer schmuggeln wollte und von Beate forderte, ihm für dieses Vorhaben einen Bohrhammer zu besorgen und ihrer frechen Antwort, er solle es doch einmal mit Hammer und Meißel probieren, um etwas gegen seinen dicken Bauch zu tun, entwickelte Hromadka aus seinem Wissen um die Attraktion der Mauer, auf der sich Touristen aus aller Welt als Andenken in Form von Graffitis verewigten, die Idee aus der Mauer die attraktiven Teile herauszupicken und an die Touristen zu verkaufen mit dem Hintergedanken, dass dieses ein Weg sein könnte, die Mauer so zu demontieren, so dass die Grenzposten nicht nachkommen, die beschädigten Teile zu ersetzen. 
Denn die vielfältigen Aktionen, die Mauer zu überwinden, zu bemalen oder durchlässiger zu gestalten und die schnellen Reaktionen der Vopos Mauerbilder zu überstreichen und Löcher zu beseitigen, waren ein Teil der vorhergehenden Diskussion der Runde. Bei Ayram, der seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Bilderrahmen auf dem Flohmarkt bestritt, sprang der Funke über und er brachte die Sache mit einem verklärten Blick auf den Punkt: ein Specht klopft, um sich zu ernähren. Vor dem Einschlafen resümierte Hromadka für sich den Abend: Spechte - Mauer - Mauerspechte! Jetzt ging es noch darum, eine Gruppe zu finden, die den Anfang macht. Am nächsten Tag traf sich Hromadka im Simplicissimus, einer Kneipe in Kreuzberg 61 mit Ayram, der inzwischen eine Gruppe organisiert hatte. Sie besprachen gemeinsam die Idee und die Details. Wenige Tage später lud Hromadka seine Freundin Beate abends zu einer Pizza ein. Sie fuhren in der Dunkelheit mit den Fahrrädern los Richtung Mauer. Am Checkpoint Charly bogen sie ein in die Zimmerstraße. Auf der Höhe Stresemannstraße drehte Hromadka um, denn er hatte gehört, was er hören wollte, das Klopfen der Mauerspechte. Abgesprochen war, dass die Gruppe in der Nacht ihrer neuen Arbeit nachgehen soll, denn ganz ungefährlich war die Aktion nicht. Die Mauer war immer noch Eigentum der DDR. Die Idee aber war Realität geworden und entwickelte sich zu einer Volksbewegung und letztendlich beteiligten sich hunderte Mauerspechte daran, die Mauer zu demontieren. So schnell, dass die Grenzposten nicht nachkamen, die beschädigten Teile zu ersetzen, was sie zunächst noch versuchten. Ayram und seine Freunde verdienten in dieser Zeit ein gutes Geld mit dem Verkauf der bemalten Mauerteile auf dem Flohmarkt. Sie wurden aber von der Volkspolizei, die inzwischen mit der Westberliner Polizei zusammenarbeitete, verhaftet und gegen sie wurde Anzeige erstattet und das Arbeitsgerät beschlagnahmt. Das brachte zunächst Hromadka einigen Ärger ein, zumal er sich selbst nicht daran beteiligte. Doch die Verfahren wurden später eingestellt. Hromadka dokumentierte die Demontage der Mauer von der Ost- und der Westseite aus. Das war sein Mehrwert als Künstler! Bevor er sich jedoch auf den Weg nach Ost-Berlin machte, tauschte er offiziell D-Mark West in D-Mark Ost und erwarb er für 15 DM, wie Hunderte andere Berliner Bürger ausländischer Herkunft, die Bestätigung vom Berliner Senat, ein Berliner Bürger zu sein, die ihn vom täglichen Zwangsumtausch befreite. Der Kreuzberger SPD-Bezirksbürgermeister König informierte ihn persönlich, als die letzten Teile der Mauer im Juni 1990 demontiert wurden. Eine wahrhaft demokratische Aktion nannte er diese Inszenierung, deren tatsächlichen Ausmaße er nicht wirklich voraussehen konnte. 1999, anlässlich der Fotodokumentation Mauerspechte im Foyer des Rathaus Kreuzberg, sagte Hromadka „Wer Freunde an der Mauer hat sterben sehen, muss beizeiten bezweifeln, ob Kunst das Ausmaß dieses Desasters erfassen kann. Die einzige überzeugende Arbeit für mich war die Arbeiten der Mauer-Künstler fotografisch zu dokumentieren." 2019, 30 Jahre nach dem sogenannten „Fall der Mauer“ vielleicht keine unbedeutende Geschichte, da immer noch der Initiator dieser Tat gesucht wird.
Beate Vogt, Nuthe-Urstromtal 2014 

Fotografie aus der Dokumentation der Mauerspechte,  innere Mauer
auf der Seite der DDR, Hromadka Berlin-Kreuzberg 1990

Fotografie aus der Dokumentation der Mauerspechte, einer der unzähligen Mauerspechte,  Hromadka Berlin-Kreuzberg 1990

Fotografie aus der Dokumentation der Mauerspechte, jeder und jede machte sich als Mauerspecht an die Arbeit die Mauer abzutragen,  Hromadka Berlin-Kreuzberg 1990,

letzte Mauersegmente, Hromadka Mariannenplatz, 
Berlin-Kreuzberg, Juni 1990, Fotografie 

Der Schrei, drehbar, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm,Berlin 1981

Ein seltener Moment, Fotografie aus der Dokumentation der Mauerspechte, Hromadka Berlin-Kreuzberg 1990

PYRO - GRAFIKEN

Die Pyro-Grafiken stehen in einem direkten Bezug zu den Foto-und Chemigrammen. Denn auch in diesem Verfahren wird versucht ein Bild ohne Gebrauch der Kamera entstehen zu lassen. Sowohl die Herstellung der Foto-und Chemigramme, als auch die pyrographische Verfahrensweisen gehen von einer gemeinsamen Grundlage aus, dem unkonventionellen Umgang mit Bildträgern mit dem Zweck chemische Prozesse in Gang zu setzen. Der Unterschied besteht darin, dass in der einen Verfahrensweise chemische Substanzen benutzt werden, um bildnerische Qualitäten zu erreichen und bei den  Pyrogrammen das Negativ dem Feuer ausgesetzt wird. 

Die Ausstellung PYROMANIA 1991 in der Artclubgalerie in Berlin-Kreuzberg zusammen mit dem spanischen Fotografen und Journalisten Toni Jato liebt das Uneindeutige und Rätselhafte, das Verborgene.

 

Pyrografie

Selbstportrait, Hromadka 1990-1991, Pyro-Grafik

PYROGRAFIEN

Jedes einzelne Foto, Dia stellt Fragen. Jedoch weitgehend die Frage: Warum überhaupt? Dieser Moment des Tatsächlichen lässt sich verbinden mit dem Aspekt des Faktischen, der durch das Foto als Beschreibung eines Sichtbaren repräsentiert wird. Denn neben der Deutbarkeit des Fotos, dem Nachspüren seines interpretierenden Daseinsgrundes, gibt es einen stummen Rest, der sich als Vergewisserung des Tatsächlichen der Welt beschreiben lässt. Ich erfasste die späten 80er Jahre weder analytisch noch analytisch, sondern pyromanisch. 
Hromadka 2014

Pyrografie

Portrait, Hromadka 1990 - 1991, Pyro-Grafik

Das  Loch, Hromadka 1990 - 1991, Pyro-Grafik

Improvisation I, Hromadka 1990 - 1991, Pyro-Grafik

Abstrakt, Hromadka 1990 - 1991, Pyro-Grafik

Golem, Hromadka 1990 - 1991, Pyro-Grafik

Baselisk, Hromadka 1990 - 1991, Pyro-Grafik

ohne Titel VIII, Hromadka 1990 - 1991, Pyro-Grafik

Illusion, Hromadka 1990 - 1991, Pyro-Grafik

El Gouna - Licht und Schatten
Fotografien von Charles M. Hromadka, Fotobuch  Nuthe-Urstromtal 2018

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